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Digitalisierung muss Sinn ergeben
Erster Digitalisierungskongress in Kehl Praxis, Lehre und Studierende tauschen sich aus

Kehl. Ende Juni hat eine zweitägige Fachtagung „Digitale Verwaltung“ der Hochschule Kehl in den Räumlichkeiten der Kehler Stadthalle stattgefunden. Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und Studierende des Bachelorstudiengangs „Digitales Verwaltungsmanagement“ haben die Digitalisierung auf kommunaler Ebene unter technischen, organisatorischen und rechtlichen Gesichtspunkten beleuchtet. Die Teilnehmenden diskutierten an diesen Tagen vor allem über die Chancen und Umsetzungswege, aber auch über die Herausforderungen der Digitalisierung.

Steffen Jäger, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetag Baden-Württemberg, stellte in seinem Grußwort die These auf, dass der Ort der Leistungserbringung einer Kommune künftig immer unwichtiger werden würde, wenn der Service für die Bürger*innen stimmig ist. Jedoch erfordere die demokratische Ordnung es aber, bspw. bei dem Thema Eheschließung Ansprechbarkeiten vor der Haustür zur Verfügung zu stellen. „Digitalisierung ist weit mehr als nur eine beschreibbare PDF. Eine gute gemachte Digitalisierung läuft von Anfang bis Ende digital durch, wie wir es bspw. schon von der Steuererklärung her kennen“, so Steffen Jäger und endete mit einem Aufruf an die Studierenden, die Daseinsvorsorge in den Kommunen mit digitalen Lösungen so zu gestalten und sicherzustellen, dass sie lebenswert und zukunftsfähig ist.

Nachdem Prof. Dr. Antje Dietrich (Studiendekanin DVM) und Philipp Bauer (wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung) zu Beginn der Veranstaltung eine Querschnittsstudie vorstellten, in der sie auf den Digitalisierungsstand baden-württembergischer Kommunen eingingen, erfolgten zahlreiche Fachbeiträge zu informationstechnischen, rechtlichen und organisatorischen Aspekten der Digitalisierung.

Einige aktuelle Erfolgsmodelle aus der kommunalen Praxis durften die Teilnehmenden während der Tagung kennenlernen. So referierten bspw. die Gemeinden Bad Schönborn und Lauf sowie die Stadt Kehl über Umsetzungswege von Digitalisierungsprojekten in ihren Häusern.

So kommt es nicht von ungefähr, dass laut dem Rektor der Hochschule Kehl Prof. Dr. Joachim Beck die Digitalisierung immer einem Zweck zu dienen hat, und zwar auf die Art und Weise, dass sie den Service einer Kommune angenehmer und zugänglicher gestaltet. „Schafft die Digitalisierung das nicht und liefert sie keinen Mehrwert, so hat sie keinen Sinn und der gesamte Prozess an sich muss optimiert werden“, so der Rektor bei seiner Begrüßung.

Dass die Digitalisierung also keine Übersetzung, sondern ein Hilfsmittel darstellt, um serviceorientierter zu arbeiten, bestätigten auch die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion am Ende des ersten Tagungsabend. Eduard Itrich, ehemaliger CDO der Stadt Bühl, führte diesen Punkt im Anschluss mit den folgenden Worten noch weiter aus: „Digitalisierung muss von der Bürger*innensicht aus gedacht werden. Sie muss dem*der Nutzer*in einen Mehrwert liefern, indem sie gut und logisch aufgebaut und designt ist, sonst wird sie nicht genutzt und hat damit keinen Sinn“.

Es sei darüber hinaus die Aufgabe der öffentlichen Verwaltung selbst, die Digitalisierung in ihren Häusern zu gestalten und nicht die der freien Wirtschaft, da nur so die öffentlichen Aufgaben im Sinne des Gemeinwohl erfüllt werden könnten, meinte u. a. Dr. Marc Müller-Stoffels, CDO der Stadt Offenburg.

Zentrales Thema der Tagung war auch der Umgang mit dem Datenschutz sowie den Ressourcenmängeln Softwareausstattung, Geld, Wissen, Personal und deren Verwendung als Totschlagargument gegen die Digitalisierung. Gerade beim Thema Geld müsse den Führungsspitzen deutlich gemacht werden, dass Digitalisierung stets als Investition zu betrachten ist, die sich nach einigen Jahren bezahlt macht. „Neben dem Return on Investment, den die Digitalisierung für eine Kommune bringt, bietet sie auch die Chance, dem demografischen Wandel zu begegnen. Verwaltung muss funktionsfähig bleiben und das schaffen wir in Zukunft nur, wenn Prozesse digitalisierst worden sind und sich die wenigen Menschen, die dann noch in einer Verwaltung sind, mit den komplexeren Aufgaben auseinandersetzen“, sagte Müller-Stoffels. Der fehlenden Softwareausstattung könnte laut Matthias Harbuch, freiberuflicher Berater und Dozent im Bereich Innovationsmanagement, wie folgt begegnet werden: „Damit nicht jede kleine Kommune das Rad neu erfinden muss, erachte ich zentrale Softwareservices, bspw. mittels eines zentralen Cloudmarktplatzes, auf dem Kommunen Dienstleistungen buchen können, für angebracht.“

Der zweite Tag der Veranstaltung stand ganz unter dem Zeichen rechtlicher Dimensionen und des Verwaltungsmanagements, wofür auf die Expertise der Hochschule selbst, vertreten durch Professor*innen, zurückgegriffen wurde.

So führte Prof. Dr. Christian Hildenbeutel in die staats- und europarechtlichen Grundlagen der Digitalisierung ein, und sein Kollege Prof. Dr. Andreas Witt durfte sich dem IT-Beschaffungswesen indes widmen. Prof. Dr. Mathias Hong widmete sich in seinem Vortrag dem Neutralitäts- und Sachlichkeitsgebot amtlicher Äußerungen im Netz und beantwortete die Frage, wieso er Hassrede und Desinformation in den sozialen Medien als Gefahr für die Demokratie ansehe. Ergänzend dazu sprach die Datenschutzbeauftragte und Professorin der Hochschule Kehl Dr. Ina Klingele über Datenschutzrechtliche Grenzen für die Nutzung von Social Media durch Kommunen.

Prof. Dr. Jürgen Kegelmann und Dr. Osman Bayraktar beantworteten gemeinsam mit einer studentischen Forschungsgruppe in ihrem Vortrag die Frage, wie der Digitalisierungswandel am besten gestaltet werden könne. Dies gelinge nur, wenn der Wandel als klassischer Change-Management-Prozess aufgefasst und gelebt werde, bei welchem Rahmenbedingungen Beachtung finden, und alle Mitarbeiter*innen einer Verwaltung eingebunden werden müssen.

Zum Schluss der Veranstaltung stellte das studentische Forschungsteam seine Studienergebnisse zum Status Quo der baden-württembergischen Kommunalverwaltungen beim Thema NEW WORK vor und diskutierte mit den Teilnehmenden darüber.

Bachelorstudiengang „Digitales Verwaltungsmanagement“ als Lösung

Seit knapp zwei Jahren hat das Land diesen Studiengang an der Hochschule Kehl und Ludwigsburg ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Kommunen mittels eigens dafür ausgebildeter Studierenden und späteren Absolvent*innen in das digitale Zeitalter zu führen. Das veränderte Informations- und Kommunikationsverhalten von Bürger*innen erfordert andere Kompetenzen als bisher, die künftige Verwaltungsmitarbeitenden mitbringen sollten, um die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung sowohl strategisch als auch operativ zu steuern.

Der Studiengang ist in sechs Semester gegliedert. Seine Schwerpunkte liegen neben Verwaltungsrecht und -management unter anderem in Fächern wie Informatik, IT Management, Softwareentwicklung, Datenschutz, Informationszugang und Cybersecurity. Besonderheit des Studiengangs ist, dass die Studierenden jedes Semester für einen Monat in der Praxis bei ihrem festen Praxispartner an „Fallstudien“ aus dem Bereich der Digitalisierung mitarbeiten und somit parallel einen umfassenden Einblick in die aktuelle Umsetzung von Digitalisierungsprojekten in der öffentlichen Verwaltung erhalten und die Ausbildungsstellen dadurch bei der erfolgreichen Umsetzung von Digitalisierungsprojekten Unterstützung erfahren.

Als Beamte*innen auf Widerruf erhalten die Studierenden während des Studiums circa 1.300 €. Start des Studiums ist immer der 1. September. Genauere Informationen zu Studienablauf, Studieninhalten, Fristen und Praxispartnern finden sich auf der Webseite der Hochschule Kehl: www.hs-kehl.de.

Rechtliches

Kontakt

Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl
Kinzigallee 1, 77694  Kehl
Telefon: +49 7851 894-0
Telefax: + 49 7851 894-120
E-Mail: post@hs-kehl.de

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